"Wenn ich führen kann, dann ist doch egal, was!" Wer ein großes Unternehmen führen kann, der müsste das doch auch mit einem Ministerium oder einem Land schaffen - und vice versa. Oder? Versuche hat es nicht eben wenige gegeben, das zu beweisen. Und die meisten sind gescheitert.
Es ist noch nicht so lange her, dass der erfolgreiche Ministerpräsident Koch das Bauunternehmen Bilfinger führen wollte - und nach scheinbar gutem Start Schiffbruch erlitt. Ein gutes, schlechtes Beispiel. Es setzte die Reihe von ähnlichen Versuchen fort, die meist von der Politik in die Wirtschaft führten, manchmal auch von der Wirtschaft in die Politik. Richtig "gelungen" war das dann selten, mindestens auf den obersten Ebenen. Also dort, wo es um Rampenlicht, direkte Verantwortung und klare Ansagen, tiefes Verständnis ging - Vorstandsposten, Ministerrang, so etwas.
Die Harvard Business Review hat gerade einen älteren Artikel von Paul Krugman
aus dem Jahr 1996 wieder ausgegraben: "A Country is not a Company" (hier). Lektüre empfohlen! Denn hier wird sehr schön deutlich, wie
unterschiedlich in den beiden Sektoren Wirtschaft/Unternehmen und Politik/Wirtschaftswissenschaften gedacht wird. Die Mindsets passen einfach nicht zusammen. Wer in der einen Sphäre sozialisiert
wurde, tut sich schwer in der anderen. Man kann sich ergänzen. Aber ersetzen? Oder einfach hin und her wechseln?
Hintersinnig illustriert ist der Beitrag mit einer Variante von René Magrittes berühmtem Pfeifenbild. Es heisst "La trahison des images" („Der Verrat der Bilder“). Im Bild steht, warum: „Ceci n'est pas une pipe" ("Dies ist keine Pfeife"). Wieso nicht? Nun, weil dies das Bild einer Pfeife ist, nicht die Pfeife selbst. Was auf den erste Blick paradox oder trivial anmutet, soll zu weiterer Reflektion verleiten: Was ist real? Was ist Abbild? Was die Sache selbst? Trennen wir beides sorgfältig?
Im Krugman-Artikel ist das schön gewendet: „Ceci n'est pas une enterprise" ("Dies ist kein Unternehmen") steht da. Natürlich nicht. Es ist noch nicht einmal das Bild eines Unternehmens, sondern etwas ganz anderes. Wie eben die Führung eines Landes etwas ganz anderes ist als die Führung eines Unternehmens.